Demobericht vom Traum zum Raum 5. 3. 2010

Bericht gefunden auf at.indymedia.org 

Am Freitag, 5. März 2010 trafen sich ab 13:00 ca. 260 Leute am
Praterstern in Wien, um "in einer Zeit, in der die Mieten ins
Unleistbare steigen" für Wohnen als Grundrecht zu demonstrieren. In
einem Flyer heißt es: "Wohnen müssen Alle und der Platz dafür ist
begrenzt. Um den Menschen das Leben wieder leistbar zu machen, fordern
wir mietfreies Wohnen – d.h. unbefristete Hauptmietverträge auf
Betriebskostenbasis – für Alle, und die Öffnung leerstehender
Wohnungen, Häuser und Grundstücke nach einem halben Jahr Leerstand!"

Egal ob Wagenplätze, autonome, selbstverwaltete Hausprojekte oder
unkommerzielle Sozial- und Kulturprojekte: Es gibt Bedarf und "ist
absurd Gruppen von Menschen, die sich selbst ihren Wohn- und Lebensraum
schaffen wollen, Steine in den Weg oder Fundamente an die Räder zu
legen!"

Das Bündnis Platzangst, das zu dieser Demo aufrief, fordert "die
Gemeinde Wien auf, für die beiden Wagenplätze und für die Gruppe
Hausprojekt geeignete leerstehende Objekte auf Selbstkostenbasis zur
Verfügung zu stllen. Das ist aber nicht unsere zentrale Forderung, denn
wir wollen keine Privilegien für uns, wir arbeiten für das Ende der
Herrschenenden und ihrer Verhältnisse."

In diesem Sinn zog die Demonstration mit 260 Leuten und einigen
Wägen um ca. 14:30 vom Praterstern im 2. Bezirk über die Praterstraße
und die Ringstraße am Stephansplatz im Zentrum Wiens vorbei zum
Schwedenplatz. Dort gab es eine Rede zum Prozess gegen die
Tierrechtsaktivist_innen in Wr. Neustadt mit der Forderung der
sofortigen Einstellung aller Verfahren.

Dann ging es zurück in den 2. Bezirk vorbei am Kamelitermarkt zum
Augartenspitz, wo es einen kurzen Besuch, Tee und Suppe gab. Der
Augartenspitz wird seit Monaten besetzt, um gegen die geplante
Verbauung zu protestieren. Auf dem denkmalgeschützten Gelände will ein
Investor ein Konzertsall für die Sängerknaben errichten, was vor allem
die Anrainer_innen ablehnen, die immer wieder gegen die Verbauung der
Grünflächen im Augarten protestieren und öffentlichen Zugang zum
Gelände wollen. Der Augartenspitz ist nach wie vor besetzt und die
Zubetonierer_innen zeigen sich nicht gesprächsbereit.

Nach kurzer Pause ging es über die Taborstraße weiter zur
Abschlusskundgebung am Kameliterplatz, wo die Demonstration um ca.
17:30 offiziell aufgelöst wurde. Die Polizei fuhr nach Hause, doch für
die verbliebenen Aktivist_innen war es noch nicht vorbei.

Bei einer vorübergehenden Besetzung einer Baulücke in der Großen
Sperlgasse wurde einmal mehr die Zurverfügungstellung eines geigneten
Platzes für die Wagentruppe Treibstoff gefordert. Diese wohnt noch bis
Ende März auf dem Gelände eines ehemaligen Sportvereins in der
Ausstellungsstraße im 2. Wiener Bezirk. Wohin die Leute danach mit
ihren Wägen ziehen können ist unklar, da sich die Stadt Wien weigert,
konkrete Angebote zu machen. Im vergangenen Jahr wurden einige Monate
lang mehrere seit Jahren leer stehende Plätze besetzt, die Leute mit
ihren Wägen aber jedes mal wieder vertrieben, bis sich eine
vorübergehende Lösung am jetzigen Platz ergab. Wo der Wagenplatz im
April sein wird, wird sich zeigen. Den die Leute geben nicht auf und
werden weiter nach einer dauerhaften Lösung suchen – wie viele
Besetzungen es bis dahin noch braucht, bleibt abzuwarten.

Die Stimmung auf Demo und Afterparty war gut und die Passant_innen
waren großteils aufgeschlossen. Für viele war die Forderung nach
mietfreien Wohnen aber "unrealistisch". Eine Passantin fragte: "sollen
wir dann Enteignen?" und ein anderer: "wie soll das gehen?" Doch viele
fanden diese Forderung sympathisch. Denn dass die Mieten viel zu hoch
sind, wissen alle, die sie zahlen müssen. Ob die gestellte Forderung
eines Mietstreiks ab 1.1.2011 aufgenommen wird?

Zurück zu den Aktivist_innen: Bei der Partybesetzung gab es warmes
Essen und Musik, die trotz geringer Lautstärke angeblich Anrainer_innen
dazu veranlasst hatte, die Polizei zu rufen. Diese kam nach und nach
mit drei Einsatzwägen aus der naheliegenden Polizeistelle vorbei, um
sich kurz wichtig zu machen und die Papiere eines der Wägen zu
kontrollieren und die Personalien der Lenkerin aufzunehmen. Mit der
Ankündigung, in einer 3/4 Stunde wieder zu kommen, verschwanden die
Beamt_innen nach einiger Zeit wieder. Alles in allem eine gelungene
Demostration mit den Forderungen:

"Wagenplätze bleiben! Hausprojekt her! Mietfreies Wohnen für alle!"

Rund um die Demo wurde auf der Praterstrasse ebenso auf ein
leerstehendes Haus mit Transparenten aufmerksam gemacht. Leere Häuser
zur Nutzung freigeben! Freiraum statt Wien! stand auf den Transparenten
zu lesen.

Weitere Informationen:

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